Die deutschen Hindernisläuferinnen Gesa Krause, Lea Meyer und Olivia Gürth (v.r.) © IMAGO / Beautiful Sports

Leichtathletik-DM: Krause Zweite - Ogunleye überzeugt im Regen

Stand: 30.06.2024 17:23 Uhr

Dem berauschenden Leichtathletik-Fest am Sonnabend mit dem historischen Sprint des Hamburgers Owen Ansah folgte bei der DM in Braunschweig am Sonntag Tristesse. Es regnete teilweise heftig, Top-Ergebnisse waren so kaum möglich. Nun richtet sich der Fokus auf die Olympischen Spiele in Paris.

Dort beginnen am 1. August die Leichtathletik-Wettkämpfe. Der Nominierungszeitraum für Paris (26. Juli bis 11. August) endete mit der DM. Im Anschluss schlägt der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) seine Olympiakandidaten vor, die Nominierung obliegt dann formell dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB).

Zweites DM-Gold für Ansah mit HSV-Staffel

Owen Ansah hatte am Sonnabend noch das Traumwetter mit viel Sonnenschein genutzt und war als erster Deutscher über 100 m unter der Zehn-Sekunden-Marke geblieben. Seinen zweiten Titel sammelte er am Sonntag mit der HSV-Staffel ein. Mit dem 23-Jährigen als Schlussläufer blieben die Hanseaten in 39,65 Sekunden als einziges Quartett unter 40 Sekunden. Auch der Leipziger Robert Farken schaffte ein Double und siegte sowohl über 800 als auch über seine eigentlich angestammten 1.500 m.

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Schonen für Paris

Der Saison-Höhepunkt warf am Sonntag im niedersächsischen Dauerregen seine Schatten voraus und führte zu kurzfristigen Absagen. 200-m-Rekordhalter Joshua Hartmann, der am Vortag hinter Ansah in ebenfalls starken 10,06 Sekunden auf Platz zwei über 100 m gerannt war, trat am Sonntag wegen muskulärer Ermüdung über seine Paradestrecke nicht mehr an.

Ebenso wie Abonnements-Meisterin Carolina Krafzik, die im Halbfinale über 400 m Hürden mit 55,59 Sekunden die beste Zeit gelaufen war, sich aber am Sonntag wegen ihrer Achillessehnenprobleme mit Blick auf die Sommerspiele schonte.

Zwei Helfer versuchen die Anlagen von den Wassermassen nach starkem Regenfall zu befreien. © IMAGO / Beautiful Sports
Was nun? Zeitweise regnete es wie aus Kübeln.

Die bereits für Olympia qualifizierte Mikaelle Assani, nach der Absage von Olympiasiegerin Malaika Mihambo Favoritin im Weitsprung, beendete den Wettkampf nach dem ersten Durchgang. Nachdem sich eine Trainingskollegin beim Einspringen schwer verletzt hatte, wollte die 21-Jährige kein Risiko eingehen. Überraschend sicherte sich Maryse Luzolo mit 6,48 m ihren ersten nationalen Titel und darf sich als Normerfüllerin Hoffnungen auf eine Olympia-Teilnahme machen.

Stabhochspringer in der Wetter-Warteschleife

Der Stabhochsprung der Männer hatte naturgemäß besonders unter dem Wetter zu leiden. Eigentlich hätte der Wettkampf um 12.55 Uhr beginnen sollen, doch erst um 16 Uhr ging es los. Bei vielen indes vorsichtig und verhalten. Der EM-Dritte Oleg Zernikel ließ bei seinem dritten Versuch bei seiner Anfangshöhe (5,20 m) die Uhr ablaufen, ebenso wie eine Höhe später der EM-Sechste Torben Blech. Es gewann der unerschrockene Titelverteidiger Bo Kanda Lita Baehre (5,70).

"Es gibt sicher schönere Bedingungen", sagte der ehemalige Dreisprung-Europameister Max Heß, der seinen achten deutschen Freiluft-Titel perfekt machte. Mit 16,90 m verpasste der EM-Fünfte die Olympia-Direktnorm (17,22), doch über das World Ranking hat der Chemnitzer das Ticket nach Paris so gut wie sicher.

Hussong muss noch an der Form feilen

Auch Speerwerferin Christin Hussong bot die ganz großen Weiten noch nicht an, wurde aber ihrer Favoritenrolle gerecht und verteidigte ihren Titel erfolgreich. Die 30-Jährige vom LAZ Zweibrücken führte bis zum letzten Durchgang, wurde dann aber von Alyssa John (Potsdam/59,59) und der Rostockerin Julia Ulbricht (57,94), die beide persönliche Bestleitungen aufstellten, vorübergehend abgefangen. Im sechsten Versuch wuchtete die Europameisterin von 2018 ihr Arbeitsgerät dann jedoch auf 60,53 m.

Die Olympia-Bestätigungsnorm hatte Hussong bereits vor knapp drei Wochen bei der EM in Rom mit 61,92 m abgehakt und war damit Vierte geworden. Bis Paris hat die 30-Jährige nach langwierigen Verletzungsproblemen nun noch etwas Zeit, weiter an ihrer Form zu feilen.

Krause muss sich mit Silber begnügen

Das wird auch Felicitas Krause tun, die ihr Höhentrainingslager für die DM unterbrach. Die Vize-Europameisterin musste sich nach ihrer Babypause im Duell mit ihrer Trainingspartnerin Olivia Gürth geschlagen geben, nach 9:46,12 Minuten lief die 31-Jährige auf Platz zwei. "Sie macht mir im Training ordentlich die Hölle heiß, ohne sie wäre ich nie so schnell wieder in Form gekommen", sagte Krause über Gürth, die sich ihren ersten deutschen Meistertitel nach einem starken Endspurt in 9:45,01 Minuten holte. Dritte wurde Vorjahressiegerin Lea Meyer (Leverkusen).

Die zweimalige Europameisterin Krause hatte vor drei Wochen bei der EM in Rom mit Silber etwas mehr als ein Jahr nach der Geburt von Töchterchen Lola eine bemerkenswerte Rückkehr auf die große Wettkampf-Bühne gefeiert. Für Olympia strebt sie eine Leistungssteigerung an. Dort wollen auch Meyer und Gürth Top-Leistungen zeigen. 

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Ogunleye glänzt auch im Regen

Einer der Lichtblicke war am Sonntag Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye. Die EM-Dritte gewann mit 19,25 m vor Katharina Maisch (LV 90 Erzgebirge), die sich über die persönliche Bestleistung von 18,88 m und die direkte Norm für die Olympischen Spiele in Paris freute. Dritte wurde die Stuttgarterin mit Alina Kenzel (18,48).

Mit ihrer Silbermedaille bei der Hallen-WM war Ogunleye ins internationale Rampenlicht gerückt, am Sonntag ließ sie sich auf vom strömenden Regen nicht irritieren. "Wir sind Profisportler, wir müssen mit solchen Bedingungen umgehen", sagte sie.

Agyekum, Prüfer und Klose dürfen feiern

Im Finale über 400 m Hürden untermauerte Emil Agyekum seine Position als deutsche Nummer eins und kürte sich erstmals zum Meister. Der EM-Sechste als Solist lief in 49,25 Sekunden zu Gold. In Rom hatte der Berliner seine persönliche Bestzeit auf 48,36 Sekunden verbessert, und seine Ziele bleiben ambitioniert. Bei den Spielen will er sich erneut steigern und im Kreis der Weltelite um Karsten Warholm und Alison dos Santos im Finale stehen.

Fest mit seinem Olympia-Start planen darf nun auch Clemens Prüfer. Der Potsdamer schleuderte den Diskus im Eintracht-Stadion auf 65,95 m und damit weiter als bei Rang sechs im EM-Finale von Rom. Als deutscher Meister mit erfüllter Olympia-Norm hat der 26-Jährige seine Fahrkarte gelöst. 

Den Zweikampf der jungen Wilden im Hammerwurf entschied Titelverteidiger Sören Klose für sich. Der Frankfurter verwies den Jahresbesten Merlin Hummel (Kulmbach), der bei der EM mit 79,25 m und Platz vier für eine kleine Sensation gesorgt hatte, mit 75,70 m auf Platz zwei. Hummel warf knapp einen Meter kürzer (74,73). Klose könnte Hummel damit nach Paris folgen.

Hering siegt und vergießt bittere Tränen

Für Christina Hering platzte dagegen über 800 m der Traum von der Olympia-Teilnahme. Im strömenden Regen lief die Münchnerin zum Titel, verpasste in 2:02,70 Minuten aber die ersehnte Bestätigungsnorm (2:01,00). Die EM-Fünfte Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler), bereits mit direkter Norm für die Sommerspiele ausgestattet, wurde Zweite (2:02,82). "Ich bin froh, dass ich gewonnen habe, aber gleichzeitig traurig, dass meine Olympia-Teilnahme jetzt futsch ist", sagte Hering sichtlich angefasst. "Ich wollte eigentlich schneller angehen, aber die Bahn war sehr nass."

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Sport aktuell | 30.06.2024 | 13:17 Uhr

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